
Sind soziale Medien schädlich für Ihre mentale Gesundheit?

Immer wieder trifft man auf die Behauptung, dass soziale Medien der Psyche schaden. Facebook selbst hat zugegeben, dass es sich negativ auf die psychische Gesundheit auswirken kann, während viele Studien gezeigt haben, dass „aufstrebende“ Instagram-Inhalte bei jungen Nutzern ein Gefühl der Unzulänglichkeit hervorrufen können. Sogar die Regierung empfiehlt neue Gesetze für soziale Medien, weil sie der Meinung ist, dass sie „Kinder gefährden“. Zahlreiche Studien bringen die Nutzung sozialer Medien mit psychischen Problemen wie Depressionen und Angstzuständen, Schlafproblemen und einem erhöhten Selbstmordrisiko in Verbindung.
Aber vereinfachen wir ein komplexes Bild zu sehr? Zunächst einmal lässt sich aus den meisten Studien nicht ableiten, ob eine längere Nutzung sozialer Medien zu Depressionen oder Ängsten führt oder ob umgekehrt Menschen, die mit ihrer psychischen Gesundheit zu kämpfen haben, einfach mehr Zeit in sozialen Medien verbringen. Genauso wie das Ansehen eines Horrorfilms oder das Hören einer schrecklichen Nachricht die Menschen unterschiedlich beeinflussen kann, wirkt sich die Nutzung sozialer Medien nicht auf die psychische Gesundheit aller Menschen gleichermaßen aus.
Man fühlt sich einsam
US-Forscher fanden heraus, dass für Frauen, die Twitter nutzen, der Stress in ihrem Newsfeed ansteckend ist. Eine österreichische Studie ergab, dass die Stimmung umso negativer ist, je länger die Menschen auf Facebook aktiv sind, und eine US-Umfrage unter 7000 19- bis 32-Jährigen ergab, dass Menschen, die am meisten Zeit mit sozialen Medien verbringen, sich doppelt so häufig isoliert fühlen.
Diese Studie wurde jedoch fast ausschließlich unter Personen bis 32 Jahren durchgeführt, von denen die meisten Studenten sind. Es ist wichtig zu bedenken, warum die sozialen Medien die psychische Gesundheit junger Menschen stärker beeinträchtigen können. Kinder und Jugendliche sind sensibler und verletzlicher. Sie erforschen ihre Identität, und wenn sie Bilder von sich selbst posten, können die Reaktionen der Leute einen tiefgreifenden Einfluss haben. Hinzu kommt das Mobbing: In früheren Generationen waren die Kinder zu Hause sicher. Heute fühlen sie sich tatsächlich schikaniert, wenn sie in ihrem eigenen Zimmer am Telefon sind.
Bei den älteren Nutzern der sozialen Medien ergibt sich ein gemischtes Bild. In einer Studie wurde festgestellt, dass Menschen über 30 Jahren eher dazu neigen, sich negativ darüber zu äußern, ob sie ihre Ziele erreicht haben, indem sie ihr Leben mit dem anderer vergleichen. Im Gegensatz dazu kam eine US-amerikanische Umfrage unter mehr als 3000 Erwachsenen ab 35 Jahren zu dem Schluss, dass die Nutzung sozialer Medien nicht mit einer Zunahme von Depressionen verbunden ist.
Die Macht der sozialen Medien, uns an unserem eigenen Wert zweifeln zu lassen, ist ein großes Problem, das bei jungen Menschen noch verstärkt wird. Kinder posten ein Bild und lassen sich dann den ganzen Tag damit verderben, dass sie zwanghaft nachsehen, ob es jemandem gefallen hat. Wir haben eine Generation von Teenagern, die ihr Selbstwertgefühl auf die Meinung anderer Leute stützt.
Die Existenz der sozialen Medien komplett zu leugnen, ist jedoch keine Lösung. Man müsse die Jugend aufklären und sie vor den möglichen negativen Auswirkungen schützen, während wir die positiven Aspekte maximieren. Das ist an sich schon eine Herausforderung, weil wir als Erwachsene versuchen, uns in einer Welt zurechtzufinden, die wir nicht vollständig verstehen.
Was kann also getan werden? Eine Studie aus dem Jahr 2017, an der Menschen im Alter von 11 bis 25 Jahren teilnahmen, ergab, dass sich die Nutzer von Instagram schlechter fühlen, wenn es um ihren Körper geht, und dass Facebook das Cybermobbing verschlimmert. Als Reaktion darauf empfahlen Experten Pop-up-Benachrichtigungen, wenn ein junger Mensch eine lange Zeit online verbracht hat, ein Wasserzeichen für Fotos, die digital manipuliert wurden, und Schulunterricht, um jungen Menschen einen gesunden Umgang mit sozialen Medien beizubringen.
Social Media hat jedoch auch Vorteile
Experten sind sich jedoch einig, dass die positiven Aspekte nicht außer Acht gelassen werden dürfen. Man kann über das Internet und die Sozialen Medien auch viele Menschen erreichen und so für Aufklärung sorgen oder aktiv das Selbstwertgefühl verbessern. Dies ist besonders wichtig für junge Menschen, die sich ausgegrenzt fühlen, z. B. durch Rassismus oder welche mit psychischen Problemen oder Lernschwierigkeiten.
Eine britische Studie hat ergeben, dass 68 % der Jugendlichen sich durch Online-Chats mit ihren Freunden aufmuntern lassen, und 88 % gaben an, dass sie Freunden „nette Nachrichten“ geschickt haben, wenn sie traurig waren. Teenager können anderen Teenagern also unglaublich viel Unterstützung bieten.
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